Hallo Maja Nowak!
Als interessierter Hund verfolge ich
mit einem gewissen Eigennutz oft und gerne Sendungen, in denen meine
Artgenossen eine Rolle spielen. Nach der Pleite mit dem mexikanischen
Männlein (der flüstert ja so was von nuschelig), musste ich doch
meine Ohren spitzen, als ich hörte, die „Hundeflüsterin“
spricht quasi die Sprache der Hunde. Gleich mal von der Chefin von
dir mal was aus dem www heraussuchen lassen, Leckerchen bereit
gestellt (ich bekomme welche *zwinkerzwinker*) und geschaut.
Und dann habe ich meine erste
Überlegung, dir auf hundisch zu schreiben, verworfen. Als
intelligenter und zweisprachiger Hund (das kann ich ohne anzugeben
sagen) schreibe ich dir dann doch lieber auf menschisch. Mach dir
nichts draus, es kann nicht jeder sprachbegabt sein. Deine Stärken
liegen sicherlich woanders. Zumindest habe ich Hoffnung, dass sich da
etwas Adäquates finden lässt, was über „Wetten, dass ich auf
einem Bein stehend, und während ich den rechten Arm auf dem Rücken
gebunden habe, 20 Hunderassen am Gebell erkennen kann?“ hinaus
geht. Schöne Haare haben, oder Ähnliches was für Menschen eben
halt wichtig ist.
Zunächst einmal etwas Grundsätzliches:
Impulskontrolle ist eine recht nützliche Eigenschaft. Auch ich muss
oft erst einmal warten, bis sich mein Futter nehmen darf. Kann ich
super. Das haben mir übrigens meine Menschen beigebracht, nicht meine Mutter. Unverständlich und absolut unhündisch ist
es, wenn Futter, welches offenbar überhaupt nicht gebraucht wird,
nicht gefressen werden darf. Ernsthaft? Wer sammelt das später vom
Boden auf und isst es? Du selber? Nein? Ressourcenverschwendung ist
so ziemlich das Dämlichste, was es gibt und fällt (mal unter uns)
nur Menschen ein.
Sage mal, Maja Nowak, gehst du umsonst
arbeiten?
Oder kommst du am nächsten Tag wieder
zur Arbeit, wenn dein Scheck am Vorabend auf dem Schreibtisch des
Chefs liegen bleiben musste: „Tscht...tssssscht....tssssssssssscht...
Und wo Sie schon einmal hier sind, Frau Nowak, bringen Sie mir noch
einen Kaffee!“
Ich bekomme übrigens für viele Dinge
auch keine Leckerchen (soviel zur Bestechung). Für „Sitz“ und
„Platz“ z. B. bekomme ich nichts. Habe ich noch nie. Nach der
Freigabe schon. In letzter Zeit weniger, aber immerhin. Und für
alles andere? Hey, ich verlange von meinen Menschen auch nicht, dass
sie Kapriolen für mich machen, bevor ich sie freudig begrüße. Das
mache ich einfach, weil ich es gerne mache (und weil ich mich freue,
dass sie wieder zuhause sind). Und sie stecken mir hin und wieder
etwas zu, weil sie mich mögen. Das Leben könnte so einfach sein,
nicht wahr... Einfach mal dem Lebewesen, was man mag eine Freude machen.
Tssssscht... geh' jetzt sofort weg von
deinem Gehaltsscheck!
Apropos: Tu dir und anderen einen
Gefallen und lass dein Getsssschte. Erstens ist es abgekupfert,
zweitens ist es einfach nur nervtötend, und drittens ist es für
jemanden, der behauptet, er würde mit Hunden so sprechen, wie Hunde
das tun, nur peinlich. Danke.
Nein, du trittst die Hunde natürlich
nicht, Maja Nowak. Ist ja auch alles für deutsches Publikum gemacht
und so etwas „macht man ja auch nicht“. Außerdem hat das
mexikanische Männlein von allen Seiten dermaßen um die Ohren
bekommen. Der darf nur noch, weil der Durchschnittsamerikaner
vermutlich zu merkbefreit ist und immer noch auf echte markige Kerle
steht. Tritte also verkaufen sich nicht so gut.
Freundschaftliche Knüffe dagegen
schon. Welcher Mensch erinnert sich nicht gerne daran, mal abends am
Tresen mit dem Kumpel versackt zu sein und gegenseitig lustige
Rempler mit dem Ellenbogen ausgeteilt zu haben. Der eine mehr, der
andere weniger gerne, aber irgendwie konnte man mit dem anderen dann
trotzdem noch halbwegs gut. War ja auch ein lustiger Abend.
Hunde machen das genau so gerne. Anlauf
mit Karacho und dann voller Bodycheck.
Wenn die Situation entspannt ist, Maja
Nowak. Wie das mit dem Bier, dem Tresen und den kumpeligen Knüffen.
Nicht dann, wenn du vorher in
bedrohlichster Haltung den Hund zurück gedrängt, eingeengt,
blockiert hast. Haha, wie lustig, ein Knuff. … Nö!
Du mutest einem Hund der Probleme mit
Besuch hat zu, dass du und deine Armee (Kameraleute, Tontechniker,
Skripthorste, Regisseur usw.) in seine Wohnung einfallt und ein
Sendestudio draus macht. Diesen Hund blockierst du dann, drängst ihn
zurück, knuffst ihn – das zudem er angeleint ist und noch nicht
mal ausweichen kann. Und dann sagst du zu den (ganz nach
Regieanweisung überraschten) Besitzern: „Sie hechelt, das ist
gut.“
Was soll ich dazu sagen? „Hundisch
verkackt. Setzen. Sechs.“?
Überlegen wir doch mal. Der Hund mag
(warum auch immer) keinen Besuch und bellt ihn an. Das willst du
abstellen. Dazu kommt eine Horde von fremden Menschen ins Haus und
baut auf. Wie lange hat das gedauert? Wie oft wurde rein und raus
gegangen, fremdes Gerät angeschleppt, wie lange ausgeleuchtet usw.?
Wie hat sich der Hund verhalten? Wie viel Zeit ging dabei drauf, bis
schließlich der Hund hechelnd da stand und die Besitzer ganz
skriptmäßig sagen mussten: „Boah, du meine Güte, nach einer
Stunde schon. Das hätten wir ja nie erwartet.“
Eine Stunde?
Maja Nowak, du hast gut vom
mexikanischen Männlein gelernt. Und wie er ignorierst du
Stresshecheln und Beschwichtigungssignale und verkaufst es als etwas
Positives. Als Basis für was überhaupt? Für einen Lernprozess? Und
wie der Mexikaner behauptest du, der Hund entspannt sich.
Am Arsch! - Schon mal was von "erlernter Hilflosigkeit" gehört? Und bevor du von vulgärer
Ausdrucksweise faselst: Ich bin ein Hund. Ich lerne aus dem, was sich
üblicherweise unter dem Schwanzansatz eines Hundes befindet, in
einer Minute mehr über mein Gegenüber als so mancher Mensch, der
sein Leben lang behauptet, er würde sich mit der Kommunikation von
Hunden auskennen.
Eines muss ich allerdings wohlwollend
anerkennen. Hin und wieder fällt dir ein, dass es eine deutliche
Friedensgeste ist, sich vor einem Hund nicht aufzubauen, sondern
klein zu machen und ihm die Seite oder den Rücken zu präsentieren.
Überraschenderweise hat es auch geklappt. (Man fragt sich nur, warum
so etwas nicht durchgehend passiert, aber was soll es)
Und dann kam die Begründung:
Und dann kam die Begründung:
DA
FLIESST DANN WENIGER ENERGIE!
Mir ist fast das Leckerchen aus dem
Maul gefallen. Ja, Wahnsinn! Ich wusste ja, dass die menschliche
Anatomie teilweise seltsam ist. Aber eine implementierte
Energie-Mach-Maschine ist mir noch nie aufgefallen. Das ist so
fantastisch! Und wo kommt diese Energie vorne raus? Durch Mund, Nase,
Augen, Ohren, Solarplexus... doch hoffentlich nicht durch... Och nö,
das mag ich mir nicht vorstellen. Zumindest aber wohl nicht durch die
hintere Öffnung.
Von welcher Beschaffenheit ist diese
Energie? Wie der Äther vielleicht? Kann man hierauf den zweiten Satz
der Thermodynamik anwenden? Was passiert, wenn zu viel Energie
ausgestoßen wird? Kann man sie für diese tollen Energieblaster
verwenden wie letztens gesehen in diesem Science-Fiction-Film?
Ich werde entsprechende Forschungen
anstellen und keine Rücksicht auf Leib und Leben nehmen, um hinter
dieses Geheimnis zu kommen, eines der letzten Geheimnisse unseres
Seins. Vorsichtshalber werde ich mich in der ersten Zeit nur noch von
hinten an meine Menschen anschleichen.
Man weiß ja nie.
Lieber Baal, wow - das hast du so treffend geschrieben! Ich bin absolut angetan von deiner hündischen Art zu denken, es menschlich auszudrücken und den Nagel auf dem Kopf zu treffen. Ich freue mich jetzt schon auf deine nächsten Ansichten! Bis dahin sage ich mit einem entspannten und freundschftlichen Knuff "mach's gut" , dein Fan Akilah mit meiner Menschin Anke
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