Mittwoch, 5. Februar 2014

Hallo Maja Nowak!


Als interessierter Hund verfolge ich mit einem gewissen Eigennutz oft und gerne Sendungen, in denen meine Artgenossen eine Rolle spielen. Nach der Pleite mit dem mexikanischen Männlein (der flüstert ja so was von nuschelig), musste ich doch meine Ohren spitzen, als ich hörte, die „Hundeflüsterin“ spricht quasi die Sprache der Hunde. Gleich mal von der Chefin von dir mal was aus dem www heraussuchen lassen, Leckerchen bereit gestellt (ich bekomme welche *zwinkerzwinker*) und geschaut.

Und dann habe ich meine erste Überlegung, dir auf hundisch zu schreiben, verworfen. Als intelligenter und zweisprachiger Hund (das kann ich ohne anzugeben sagen) schreibe ich dir dann doch lieber auf menschisch. Mach dir nichts draus, es kann nicht jeder sprachbegabt sein. Deine Stärken liegen sicherlich woanders. Zumindest habe ich Hoffnung, dass sich da etwas Adäquates finden lässt, was über „Wetten, dass ich auf einem Bein stehend, und während ich den rechten Arm auf dem Rücken gebunden habe, 20 Hunderassen am Gebell erkennen kann?“ hinaus geht. Schöne Haare haben, oder Ähnliches was für Menschen eben halt wichtig ist.

Zunächst einmal etwas Grundsätzliches: Impulskontrolle ist eine recht nützliche Eigenschaft. Auch ich muss oft erst einmal warten, bis sich mein Futter nehmen darf. Kann ich super. Das haben mir übrigens meine Menschen beigebracht, nicht meine Mutter. Unverständlich und absolut unhündisch ist es, wenn Futter, welches offenbar überhaupt nicht gebraucht wird, nicht gefressen werden darf. Ernsthaft? Wer sammelt das später vom Boden auf und isst es? Du selber? Nein? Ressourcenverschwendung ist so ziemlich das Dämlichste, was es gibt und fällt (mal unter uns) nur Menschen ein.

Sage mal, Maja Nowak, gehst du umsonst arbeiten?
Oder kommst du am nächsten Tag wieder zur Arbeit, wenn dein Scheck am Vorabend auf dem Schreibtisch des Chefs liegen bleiben musste: „Tscht...tssssscht....tssssssssssscht... Und wo Sie schon einmal hier sind, Frau Nowak, bringen Sie mir noch einen Kaffee!“

Ich bekomme übrigens für viele Dinge auch keine Leckerchen (soviel zur Bestechung). Für „Sitz“ und „Platz“ z. B. bekomme ich nichts. Habe ich noch nie. Nach der Freigabe schon. In letzter Zeit weniger, aber immerhin. Und für alles andere? Hey, ich verlange von meinen Menschen auch nicht, dass sie Kapriolen für mich machen, bevor ich sie freudig begrüße. Das mache ich einfach, weil ich es gerne mache (und weil ich mich freue, dass sie wieder zuhause sind). Und sie stecken mir hin und wieder etwas zu, weil sie mich mögen. Das Leben könnte so einfach sein, nicht wahr... Einfach mal dem Lebewesen, was man mag eine Freude machen.

Tssssscht... geh' jetzt sofort weg von deinem Gehaltsscheck!

Apropos: Tu dir und anderen einen Gefallen und lass dein Getsssschte. Erstens ist es abgekupfert, zweitens ist es einfach nur nervtötend, und drittens ist es für jemanden, der behauptet, er würde mit Hunden so sprechen, wie Hunde das tun, nur peinlich. Danke.

Nein, du trittst die Hunde natürlich nicht, Maja Nowak. Ist ja auch alles für deutsches Publikum gemacht und so etwas „macht man ja auch nicht“. Außerdem hat das mexikanische Männlein von allen Seiten dermaßen um die Ohren bekommen. Der darf nur noch, weil der Durchschnittsamerikaner vermutlich zu merkbefreit ist und immer noch auf echte markige Kerle steht. Tritte also verkaufen sich nicht so gut.
Freundschaftliche Knüffe dagegen schon. Welcher Mensch erinnert sich nicht gerne daran, mal abends am Tresen mit dem Kumpel versackt zu sein und gegenseitig lustige Rempler mit dem Ellenbogen ausgeteilt zu haben. Der eine mehr, der andere weniger gerne, aber irgendwie konnte man mit dem anderen dann trotzdem noch halbwegs gut. War ja auch ein lustiger Abend.
Hunde machen das genau so gerne. Anlauf mit Karacho und dann voller Bodycheck.
Wenn die Situation entspannt ist, Maja Nowak. Wie das mit dem Bier, dem Tresen und den kumpeligen Knüffen.
Nicht dann, wenn du vorher in bedrohlichster Haltung den Hund zurück gedrängt, eingeengt, blockiert hast. Haha, wie lustig, ein Knuff. … Nö!

Du mutest einem Hund der Probleme mit Besuch hat zu, dass du und deine Armee (Kameraleute, Tontechniker, Skripthorste, Regisseur usw.) in seine Wohnung einfallt und ein Sendestudio draus macht. Diesen Hund blockierst du dann, drängst ihn zurück, knuffst ihn – das zudem er angeleint ist und noch nicht mal ausweichen kann. Und dann sagst du zu den (ganz nach Regieanweisung überraschten) Besitzern: „Sie hechelt, das ist gut.“
Was soll ich dazu sagen? „Hundisch verkackt. Setzen. Sechs.“?

Überlegen wir doch mal. Der Hund mag (warum auch immer) keinen Besuch und bellt ihn an. Das willst du abstellen. Dazu kommt eine Horde von fremden Menschen ins Haus und baut auf. Wie lange hat das gedauert? Wie oft wurde rein und raus gegangen, fremdes Gerät angeschleppt, wie lange ausgeleuchtet usw.? Wie hat sich der Hund verhalten? Wie viel Zeit ging dabei drauf, bis schließlich der Hund hechelnd da stand und die Besitzer ganz skriptmäßig sagen mussten: „Boah, du meine Güte, nach einer Stunde schon. Das hätten wir ja nie erwartet.“
Eine Stunde? 
Maja Nowak, du hast gut vom mexikanischen Männlein gelernt. Und wie er ignorierst du Stresshecheln und Beschwichtigungssignale und verkaufst es als etwas Positives. Als Basis für was überhaupt? Für einen Lernprozess? Und wie der Mexikaner behauptest du, der Hund entspannt sich.
Am Arsch! - Schon mal was von "erlernter Hilflosigkeit" gehört? Und bevor du von vulgärer Ausdrucksweise faselst: Ich bin ein Hund. Ich lerne aus dem, was sich üblicherweise unter dem Schwanzansatz eines Hundes befindet, in einer Minute mehr über mein Gegenüber als so mancher Mensch, der sein Leben lang behauptet, er würde sich mit der Kommunikation von Hunden auskennen.

Eines muss ich allerdings wohlwollend anerkennen. Hin und wieder fällt dir ein, dass es eine deutliche Friedensgeste ist, sich vor einem Hund nicht aufzubauen, sondern klein zu machen und ihm die Seite oder den Rücken zu präsentieren. Überraschenderweise hat es auch geklappt. (Man fragt sich nur, warum so etwas nicht durchgehend passiert, aber was soll es)
Und dann kam die Begründung: 
DA FLIESST DANN WENIGER ENERGIE! 
Mir ist fast das Leckerchen aus dem Maul gefallen. Ja, Wahnsinn! Ich wusste ja, dass die menschliche Anatomie teilweise seltsam ist. Aber eine implementierte Energie-Mach-Maschine ist mir noch nie aufgefallen. Das ist so fantastisch! Und wo kommt diese Energie vorne raus? Durch Mund, Nase, Augen, Ohren, Solarplexus... doch hoffentlich nicht durch... Och nö, das mag ich mir nicht vorstellen. Zumindest aber wohl nicht durch die hintere Öffnung.

Von welcher Beschaffenheit ist diese Energie? Wie der Äther vielleicht? Kann man hierauf den zweiten Satz der Thermodynamik anwenden? Was passiert, wenn zu viel Energie ausgestoßen wird? Kann man sie für diese tollen Energieblaster verwenden wie letztens gesehen in diesem Science-Fiction-Film?

Ich werde entsprechende Forschungen anstellen und keine Rücksicht auf Leib und Leben nehmen, um hinter dieses Geheimnis zu kommen, eines der letzten Geheimnisse unseres Seins. Vorsichtshalber werde ich mich in der ersten Zeit nur noch von hinten an meine Menschen anschleichen.


Man weiß ja nie.

1 Kommentar:

  1. Anke Allmannsberger5. Februar 2014 um 13:16

    Lieber Baal, wow - das hast du so treffend geschrieben! Ich bin absolut angetan von deiner hündischen Art zu denken, es menschlich auszudrücken und den Nagel auf dem Kopf zu treffen. Ich freue mich jetzt schon auf deine nächsten Ansichten! Bis dahin sage ich mit einem entspannten und freundschftlichen Knuff "mach's gut" , dein Fan Akilah mit meiner Menschin Anke

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