Samstag, 26. April 2014

Stell dir vor


Stell dir vor, Mensch, es ist Sommer. Es ist warm, die Sonne brennt, strahlend blauer Himmel. Du hast die ganze Woche hart gearbeitet. Es ist Freitagabend und du hast Lust auf ein schönes, kühles Bier im Biergarten deines Stammlokals. 

Gesagt, getan. Du betrittst das Lokal. Es ist proppenvoll. Du winkst dem Barkeeper hinter dem Tresen zu, er winkt zurück. Du signalisierst ihm „Das Übliche!“ und er bedeutet dir zurück „Steht gleich auf der Theke“. Mühsam und mit vielen Entschuldigungen bahnst du dir deinen Weg durch die anderen Gäste zum Tresen. Und da steht es schon: dein kühles Helles. Freudig greifst du danach...


...Da schiebt sich ein Kerl zwischen dich und die Theke. Es ist einer dieser Typen, die man nachts nur dann gerne sehen mag, wenn die Alternative ein kleines Mädchen im weißen Kleid auf einem Friedhof ist. Der Kerl glotzt von oben auf dich herab. Du selber bist nun nicht sehr groß, besonders kräftig auch nicht und schaust erst mal vorsichtig zurück. Dein Gegenüber scheint noch zu wachsen, baut sich bedrohlich auf, breitet die Hände aus und öffnet und schließt die Fäuste. Du möchtest keinen Ärger im Allgemeinen und im besonderen nicht mit diesem Mann. Du schaust also an ihm vorbei, gehst ein wenig zur Seite und versuchst, ihn zu umgehen. Das lässt er aber nicht zu und bewegt sich so, dass du nicht an ihm vorbei kommst. Du lächelst nun hilflos und hebst die offenen Hände als Beschwichtigungsgeste. „Ach hey,“ sagst du vage. „Ich will doch nur an mein Bier.“ Der Typ macht einen Schritt auf dich zu und schubst dich nach hinten, weg von der Theke. 

Hilfesuchend schaust du dich um. Da hinten! Da ist dein Kumpel Karl. Seit der Schulzeit seid ihr durch Dick und Dünn gegangen. Also weg von dem Typen, hin zu Karl. Der aber dreht sich weg, als hätte er dich nicht bemerkt. Du bist fassungslos.

Währenddessen ist dir der Stänkerer nachgekommen. Und nicht nur das: er hat zwei seiner Freunde geholt. Gemeinschaftlich rücken sie dir wieder zu nahe, machen sich einen Spaß daraus, dich von einem zum Anderen zu schubsen, knuffen dich in die Seite. Niemand der anderen Gäste hilft dir. Im Gegenteil weichen sie zurück und beobachten. Dann schlägt der erste deiner Angreifer zu und du gehst zu Boden. Hilflos liegst du dort, reißt die Arme hoch, um dein Gesicht zu schützen, du willst weg kriechen. Da kniet ein zweiter auf dir und hält dich an Ort und Stelle. Vor lauter Panik bekommst du keine Luft, dein Herz rast. „Ich sterbe jetzt,“ schießt es dir durch den Kopf. Völlig gelähmt vor Angst bleibst du mit geschlossenen Augen regungslos liegen. Sie lassen dich los. Dein Atem geht flach, du stellst dich leblos – bloß keine weitere Aufmerksamkeit erregen. Sie haben gewonnen. Zeig ihnen das, wenn du leben willst!

Nach einiger Zeit, die dir wie eine Ewigkeit vorkommt, öffnest du vorsichtig die Augen. Die drei Typen stehen am Tresen, prosten sich gut gelaunt mit einer Milch zu und du hörst wie aus weiter Ferne den Satz: „Schau, jetzt hat er eingesehen, dass Alkohol extrem ungesund ist. Er versucht gar nicht mehr, zu seinem Bier zu kommen. Eigentlich sieht er doch jetzt recht gelassen aus.“

Warum ich das geschrieben habe, ihr Menschen?

Denkt mal nach.  

Dienstag, 1. April 2014

Perlen der Weisheit


Ich habe mich auf diesem Blog dazu entschieden, Kommentare erst nach Überprüfung freizugeben. Das geschieht, damit wertvolle Beiträge nicht unter schnöden Artikeln im Nirvana der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Vielmehr werde ich die besonders guten, hilfreichen, geistreichen und weisen Kommentare sammeln und hier veröffentlichen und die darin enthaltenen offenen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.

Meine Chefin hatte übrigens die Idee, am Ende des Jahres den besten Kommentar zu prämieren und dem Gewinner eine Stunde am Stachelwürger zu stiften.
Meine Ansicht ist aber, dass man so nicht mit Menschen umgeht. Ich bitte um euer Verständnis. 


Am 30. März 2014, 21:52 Uhr schrieb Anonym:
„Wenn ich so einen schwachsinn lese kommt mir die galle hoch ihr mit eurer antiautoritaeren hunde erziehung seid die leute die ihre hunde am wenigsten im griff haben“

Vielen Dank für diesen interessanten Vorschlag, den ich nach einigen Anlauf-schwierigkeiten erfolgreich entziffern konnte. 

Ich vermute nämlich, dass du mit „Antiautoritärer Erziehung“ nicht die reformpädagogische Erziehungsphilosophie meinst. Vielmehr gehe ich davon aus, dass – gemäß der Formulierung deines Beitrages – die wesentlich schlichtere Beschreibung für den Umstand gemeint ist, dass zweibeinigen Kinder weder Regeln auferlegt, noch Grenzen gesetzt werden.

Du, welch fantastische Idee, ein Stück weit. Ich bin voll froh, du, dass wir darüber geredet haben. Um den Schein zu wahren habe ich dieses Konzept mit meinen Menschen ausdiskutiert. Und was soll ich sagen: Die wollen das nicht. Unterdrückendes Pack!
Bitte gib mir doch den einen oder anderen Tipp, wie ich hierbei besser argumentieren kann.

Als Zeichen meiner Dankbarkeit auch ein Tipp von mir: Gegen Gastroenteritis, oft begleitet von einer unerfreulichen Diarrhoe hilft Moro-Möhrensuppe.


Am 30. März 2014, 22:00 Uhr schrieb Anonym
„Das glaube ich nicht und das ist auch gut so denn ihr habt keine ahnung von hundeerziehung und bei solchen kommentaren kommt mir die galle hoch“

(Auch an dieser Stelle noch einmal den Verweis auf die Möhrensuppe. Das scheint ja sehr hartnäckig bei dir zu sein)


Etwas „nicht glauben wollen“ (und das gut zu finden) ist der erste Schritt in die Richtung „es wissen zu wollen“. Daumen hoch und weiter so. Nicht verzagen. Bildung bewirkt Großartiges. 



Am 30. März 2014, 22:56 Uhr schrieb Anonym
„So ein schwachsinn die gleichgueltigen hundehalter seid ihr die so einen kaese schreiben mit eurer puderzuckerfront kommt ihr keinen meter weiter leute die so denken wie ihr bei denen passieten die meisten unfaelle“

KÄSE? Habe ich da Käse gelesen? Mit Brötchen drunter?

(Puder-)Zucker darf ich leider nicht. Meine Menschen meinen, es sei ungesund für mich.


Ganz kostenlos habe ich übrigens noch einen Rat für dich: Wenn dein Kind mal Schwierigkeiten mit seinen Matheaufgaben hat, einfach mal das Buch über den Kopf semmeln, TV-Verbot und Stubenarrest. Danach lernt es gleich um so besser. Wetten?